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Entspannt im Alltag

Entspannung. Entspannung ist doch ganz einfach, oder? Um das mal vorwegzunehmen- nein, ist sie nicht. Wir kennen es doch sicher von uns selbst, dass wir manchmal einfach nicht zur Ruhe kommen, auch wenn wir es noch so sehr wollen. Um gezielt Entspannung in den Alltag zu bringen, helfen uns Rituale, Strukturen und auch Regeln.


Wie wir all das in den Alltag unseres Hundes bekommen? Darum geht es jetzt!


 

Entspannung im Alltag


Alltag bedeutet – meistens zumindest – auch unterschiedliche Orte. Hier ist sohin ein gewisses Management gefragt:


> Zuhause:

Liegeplätze verwalten: Viele Plätze bedeuten viele Entscheidungsmöglichkeiten!


Zählen wir mal durch, wo unser Hund denn alles schlafen oder ruhen kann/darf, kommen wir oft auf zu viele. Denn dazu zählt bspw. nicht nur ein Liegebett, sondern auch Sofa, unser Bett oder auch Orte am Boden. Klingt erstmal konträr, dass man weniger zur Ruhe kommt, wenn man mehr Liegeplätze zur Verfügung hat, aber das hat eher mit der Entscheidung zu tun. Wenn wir in einem Restaurant bspw. eine zu große Speisekarte vor der Nase haben, fällt uns die Wahl oft schwer, denn zu viel Auswahl macht unruhig.


Gerade für wachsame Hunde ist dies sehr wichtig! Hier kommt noch dazu, dass diese Liegeplätze auch bezüglich des Ortes gut durchdacht sein sollten. Ein wachsamer Hund, der bspw. im Eingangsbereich liegt und ständig die Leute draußen beobachten kann, wird dies auch tun und daher nicht ruhen. Oder auch erhöhte Plätze, die zur Kontrolle eingenommen werden, sind keine Ruheplätze, sondern eher Aussichtsposten.


Durch Anleitung und Beschränken kann man dem Hund einen (oder verschiedene) Liegeplätze zuweisen, die sie meist sehr gerne annehmen (Stichwort: Struktur). Hier zahlt sich also ein „Platztraining“ (gemeint: das Aufsuchen des Platzes) besonders aus.



> Draußen:

Hat man einen kleinen Pöbler zuhause, dann darf dieser schlichtweg draußen im Garten oder auch auf der Terrasse nicht unbeaufsichtigt sein. Um dies zu ermöglichen, können wir z.B. einen Bereich abstecken, unseren Vierbeiner anleinen oder ihn nur mit einer Person rausgehen lassen.

Auch hier sollte man spezielle Orte, wie bspw. Eingangstore etc. als Liegeplätze verbieten.



> An der Leine:

Entspannung sollte auch an der Leine herrschen. Da müssen wir uns zuerst einmal fragen, mit wie viel Freiheit mein Hund umgehen kann? Ist er nur in einem gewissen Nahbereich ansprechbar? Wie groß ist dieser Bereich? Wann beginnt mein Hund, alleine und ohne Rücksprache zu handeln?


Hier ist es möglich, mit der Leine zu variieren:

Ist es eine kurze oder eine lange? Gibt es einen Unterschied zwischen angeleint sein am Halsband oder am Geschirr? Wir handhaben das meist so, dass am Halsband für unsere Hunde bedeutet, dass sie in einem gewissen Nahbereich laufen müssen. Hier wird – wenn überhaupt – nur nach Nachfragen geschnuppert oder markiert: Kurzum, Freizeitmodus ist aus.

Am Geschirr bzw. an der langen Leine ist – auch unter Einhaltung gewisser Regeln, wie kein Vorstarten oder Ziehen – Schnüffeln und Freizeitmodus erlaubt.


Damit all diese Regeln und Signale für den Hund klar sind, sollte es auch einen eindeutigen Start und Ende geben; insbesondere dann, wenn ich beginne, das mit meinem Hund zu üben. Ein Hund, der bislang keine Leinenführigkeit erfahren hat, kann nicht von jetzt auf gleich hunderte von Metern schön an der Leine laufen. Startritual einführen: Das kann z.B. das Umschnallen der Leine sein und ein Signal. So kann ich die Strecke konsequent üben. Es ist also von Vorteil, klar zu trennen, ob Leinenführigkeit dran ist oder nicht. Wenn Hundebegegnungen kommen und ich weiß, dass mein Hund damit noch nicht so gut umgehen kann, dann lieber umschnallen auf das Geschirr, anstatt das Halsband und somit das Leinentraining zu verderben.


Schleppleine: Ist keine lange Führleine, sondern eine Absicherung! Ganz wichtig ist hier, dass die Schleppleine immer am Geschirr zu befestigen ist. Haben wir z.B. eine 10 m lange Schleppleine und der Hund befindet sich in der vollen Länge hinter uns, hat er 20 m Spielraum, um nach vorne zu brettern. Die Wucht, die sich hier auf uns aber vor allem auf die Halswirbel unseres Hundes auswirkt, ist enorm und die Verletzungsfolgen weitreichend (insbesondere die Schilddrüse kann hier in Mitleidenschaft gezogen werden).

Natürlich ist auch am Geschirr das Verletzungsrisiko gegeben.



> Freilauf:

Freilauf muss gelernt sein, denn es sollte eine Ansprechbarkeit in allen Situationen gegeben sein.


In angstauslösenden Situationen gilt generell: Mein Hund befindet sich immer in meinem Nahbereich! Nur so kann ich auch dann handeln, wenn mein Hund Panik bekommt oder dergleichen. Es geht hier nicht mal nur darum, dass ich meinen Hund vom Weglaufen an sich abhalten kann, sondern auch darum, dass ich in Situationen, in denen er bspw. von anderen Hunden bedrängt wird oder in Panik verfällt, einschreiten kann.





Rituale


Rituale erleichtern ebenso den Alltag, doch sollten diese nicht an eine Tageszeit oder konditionierte Aktivitäten gebunden werden, sondern an gewisse Erwartungshaltungen.


Erlaube deinem Hund nichts, was du ihm nicht auch verbieten kannst!


Die Couch kann z.B. solange erlaubt sein, bis du es wieder verbietest, sprich mal darf er rauf, mal auch nicht. Das Bett kann z.B. verboten sein, bis ich es erlaube.


Besonders wenn es zum Thema Fütterung kommt, sollte man beachten, nicht jeden Tag zeitgenau zu füttern. Der Hund produziert aus Erwartungshaltung und Konditionierung Magensäure und übergibt sich mitunter, wenn er dann kein Futter bekommt.



Strukturen & Regeln


Bei Regeln denkt immer jeder gleich an etwas negatives, doch schauen wir uns auch mal unser Gesellschaftskonstrukt an, sehen wir, dass wir alle nach gewissen Regeln leben und täglich befolgen. Auch in einem Hunderudel wird sich an Regeln gehalten; wenn nicht, dann sorgen die anderen Mitglieder dafür.


So erleichtern uns diese Dinge den Alltag mit unserem Vierbeiner doch sehr. Es geht nicht einmal darum, dass alles immer gleich ablaufen muss, sondern eher darum, dass unser Hund unsere Entscheidungen akzeptiert. Deshalb dürfen und sollen wir auch gelegentlich mal von Regeln abweichen bzw. diese etwas anders gestalten: Bello wird also nicht immer genau an der einen Wiese in den Freilauf gelassen, noch darf er immer anstandslos auf die Couch. Manchmal gibt es das Essen erst nach einer etwas längeren Wartefrist und manchmal darf er es doch sofort haben.


Feste Regeln erleichtern uns das Leben, aber Regeln, die auch mal anders ablaufen, sorgen beim Hund gleichzeitig für mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz. Hinterfrage doch dafür mal, ob dein Hund beim Fressen wirklich wartet, weil er dich als Entscheidenden akzeptiert oder weil das schon so eingetrichtert ist und er das kopflos einfach macht. Oder sprintet dein Hund bei der Freigabe direkt los und ist nicht mehr ansprechbar? Dann hat uns nämlich das vorherige akribische Warten nicht viel von der gewünschten Akzeptanz und Ansprechbarkeit gebracht.


Unser Hund lernt so, dass unsere Entscheidungsfähigkeit gegeben ist.



Freiheiten


Ob und wie sehr ein Hund mit Freiheit umgehen kann, hängt nicht nur vom Wesen ab, sondern auch vom Charakter oder der Rasse.


Manchmal kann ein Hund ohne „soziale Kontrolle“ (Anleitung) hibbelig oder nervös werden. Es ist daher für jeden Hund unterschiedlich wichtig, Anleitung zu bekommen. Solitärjäger (wie z.B. Terrier) sind zuchtbedingt nicht sehr an Menschen gebunden, sodass sie besser darin sind, sich selbst zu beschäftigen und zu entscheiden. Sie können oft besser mit Dingen, wie z.B. dem Alleinebleiben, umgehen.


Wie viel Freiheit mein Hund schlussendlich bekommt und inwiefern diese ausgeweitet wird, hängt also von mehreren Faktoren ab.


Generell sollten Hunde, jedoch insbesondere ängstliche Hunde von Anfang an klare Grenzen und Strukturen haben; so gibt man bspw. Auslandshunden oft Phasen, in denen sie „erstmal ankommen“ sollen. Aus menschlicher Sicht total nachvollziehbar, allerdings aus Hundesicht nicht: Nur Menschen, die anleiten und begrenzen, sind entscheidungs- und handlungsfähig, sowohl im Alltag als auch in gefährlichen Situationen. Zu viel Freiheit gibt dem Hund das Gefühl, dass wir nicht entscheiden können und er tun kann, was er möchte. Hinzu kommt, dass in den Phasen, in denen wir „Zeit geben“, meist schon viele Verhaltensweisen entstehen, die wir nachher wieder schwer wegbekommen. Außerdem ist es einfacher, von Anfang an gewisse Regeln zu befolgen und eine Struktur zu haben, als zuerst alle Freiheiten zu genießen und dann plötzlich nicht mehr.




Unsere eigene Rolle


Zuhause ist der Hund bei Besuch unruhig, im Restaurant nicht- woran liegt das?

Weil im Restaurant unser Fokus nicht auf unserem Hund liegt und unsere Möglichkeit, ihn zu beschäftigen, begrenzt ist. Zuhause würden wir ihm den Kong füllen, ein Knabbersnack bereitstellen, Suchspiele veranstalten oder spielen; im Restaurant geht das nicht. Wie anfangs schon erwähnt, sind es hier oft die vielen Entscheidungsmöglichkeiten, die es unserem Vierbeiner nicht ermöglichen, zur Ruhe zu kommen.

Zudem kümmert sich der Besuch oft zu sehr um den Hund, im Restaurant gar nicht. Stichwort: Erwartungshaltung des Hundes!


> Aufmerksamkeit

Frage dich mal, in welchen Situationen dein Hund Aufmerksamkeit von dir bekommt. Frage dich, wie oft er sie einfordert und du „nachgibst“? Erwischt!


Wir gehen mal aus dem Raum, kommen rein und schon geht der Blick oder auch ein Wort zu unserem Hund. Wir streicheln, wenn er ankommt, und spielen, wann er möchte.


Unsere Aufmerksamkeit gezielt auf etwas richten, ist auch für den Hund wichtig. Für ihn ist dabei auch relevant, dass er nicht ständig Aufmerksamkeit einfordern kann und sie dann bekommt. Immer mal streicheln & Co versetzen den Hund in eine unklare Situation bzw. Erwartungshaltung- er kommt so schlichtweg nicht zur Ruhe.



> Training und Erziehung

Nicht selten kommt es vor, dass ein Hund am Platz der Streber höchstpersönlich ist, aber sobald man ihn durch den Alltag führt, merkt man, wie gestresst und hibbelig er ist. Das hat damit zu tun, dass wir mit dem Hund zwar trainieren, ihn aber nicht erziehen. Hä, was ist denn der Unterschied?


Unter Training verstehen wir, Wissen, Fähigkeiten und Handlungsschritte zu vermitteln (Signale).

Erziehung hingegen findet vor allem durch Interaktion mit anderen Lebewesen statt. So lernt Bello durch den Umgang mit anderen Individuen ein angemessenes Verhalten.


Erziehung ist das, was schlussendlich Entspannung in den Alltag bringt.



> Resilienz ausbauen und Training sinnvoll planen


"Resilienz (von lateinisch resilire «zurückspringen» «abprallen») oder psychische Widerstandsfähigkeit: Die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen."

(Quelle: wikipedia.org)


Arbeit an der Resilienz kann bedeuten, stressige Situationen gemeinsam zu bewältigen. Hier fällt dem ein oder anderen, der bereits mit uns trainiert hat, vielleicht auf, wie oft wir darauf hinweisen, gemeinsam durch stressige Situationen zu gehen.


Aber Achtung: Die Situationen lernmöglich machen! Wir lernen am besten im leichten Stress; nicht in der Komfortzone, nicht in der Reizüberflutung.


Ein gut strukturierter Trainingsplan, bei dem stetig die Reize gesteigert werden, ist daher sinnvoll. Setz dich am besten hin und überlege, wo ihr bereits steht und wo ihr stehen wollt. Dann geht es an viele kleine Zwischenschritte!


 

Hast du noch irgendwelche Fragen zu diesem Thema oder möchtest uns davon berichten, wie ihr Entspannung im Alltag erfahrt? Dann schreib uns gerne! Wir würden uns sehr freuen.

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